Helmut Augustiniak
Knoblauch - Die Geschichte eines Dorfes, das immer mehr in Vergessenheit gerät
Hinter jedem Bredow saß ein Knoblauch
Straßennamen zeigen sehr oft an, dass die Bezeichnung in direktem Zusammenhang mit dem steht, was hier genannt wird. So könnte ein Ortsunkundiger annehmen, dass der Knoblaucher Weg in Falkenrehde oder der in Hoppenrade , die Knoblaucher Straße in Paretz oder die Knoblaucher Chaussee in Ketzin direkt zum Ort Knoblauch führen, aber sie enden im Nichts. Das Dorf existiert seit 1969 nicht mehr.
Die Knoblaucher Mühle     Die Knoblaucher Kirche
Der Ort und das Geschlecht derer von Knoblauch sind früh erwähnt. Aus vorgeschichtlicher Zeit liegt westlich von Knoblauch gut sichtbar ein Ringwall, genannt "die Schanze".
Nach Angaben aus Dokumenten, die im Kirchturmknopf der Knoblaucher Kirche am Anfang des 19. Jahrhunderts gefunden wurden, soll der Name während des Dreißigjährigen Krieges entstanden sein, als sich die Bevölkerung des Ortes gegen die Landsknechte der verschiedenen Kriegsparteien zu wehren versuchte. Sie baute den vorhandenen Wall als Schanze aus. Der Wall hatte einen Durchmesser von etwa 50 Metern und eine Höhe von vier Metern über dem natürlichen Hügel auf den er aufgeschüttet wurde. Professor Bardey aus Nauen schreibt in seinem Standardwerk zur Geschichte Nauens und des Kreises Osthavelland, dass 1883 eine Deputation des Märkischen Provinzialmuseums behufs wissenschaftlicher Untersuchung am Ort weilte und zu folgendem Ergebnis kam: "Es handelt sich in der Tat um einen wirklichen aus heidnischer Zeit stammenden Burwall. ... Alle aus der Provinz Brandenburg bisher bekannte Burgwälle liegen eigentlich im Versteck, im dichten Wald und mit Rohr bewachsenen See- und Flussufern, bei weitem die meisten in Morästen auf künstlichen Inseln, zum Teil unter Benutzung flacher Erhebungen, Sandbänke p.p.  .
Ganz anders der Knoblaucher Burgwall. Dieser liegt weder am Wasser, noch im Sumpf, sondern mitten in einer dürren Hochebene auf einem Berge und ist auf Meilen hin sichtbar." Die Funde bewiesen dann auch, dass der Wall bis jetzt der einzige rein germanische Burgwall zwischen Elbe und Oder ist.
Die neueren Forschungen besagen, dass es sich eher um einen mittelslawischen Burgwall mit frühdeutscher Überprägung handelt.
Der Ort selbst wurde 1197 das erste Mal zusammen mit Ketzin erwähnt, als der Enkel Albrecht des Bären Markgraf Otto II., genannt "der Freigiebige", ihn dem Domkapitel von Brandenburg schenkte.
Blick auf das Dorf Knoblauch      Blick auf den Burgwall
Die Herkunft des Ortsnamens ist umstritten und erfuhr mehrere Deutungen. Bei Bardey liest man, dass der Ort zu dieser Zeit Klebelock hieß. Dieser Name ist der Bodenbeschaffenheit geschuldet und bedeute soviel wie klebriges Loch oder klebrige Niederung, vermutlich wegen des fetten Lehmbodens. Er schließt daraus, dass es sich um eine deutsche Neugründung zur Zeit Albrechts des Bären handelt. Der Name erfuhr über die Jahrhunderte viele Änderungen bis der Ort 1541 Knobloch hieß. An anderer Stelle gibt es folgende Namensdeutungen: Slawisch = chle'boloky = Brotfresser, denn chleb = Brot und lokati = (p. "gierig, fressen, saufen"; tsch. = "schlecken, saufen" und skr. = "Brotfresser" oder "blutdürstiger Mensch"). Es kann aber auch sein, dass der Name von dem im Milower Ländchen liegendem Ort Knoblauch übernommen wurde.

Das Geschlecht "derer von Knoblauch" gehört zum Havelländischen Uradel. Sagt man von den Bredows, dass hinter jedem Busch im Havelland ein Bredow säße, so kann man getrost auch behaupten, dass hinter jedem Bredow noch ein Knoblauch saß. Die Besitzverhältnisse an den Rittergütern im Havelland zeigen, dass neben den Bredows zu anderen Zeiten dieselben Güter den Knoblauchs gehörten. Zuerst erscheint der Name des Geschlechts am 24. Dezember 1316 mit Margarete dicta de Clebeloke. Die Stammreihe beginnt aber mit Fritze von Knoblauch auf Pessin. Neben dem märkischen Geschlecht existieren die Knoblauchs zu Hatzbach, ein Hessischer Uradel, die Knoblochs in Sachsen, ein Meißnerischer Uradel und ein Geschlecht gleichen Namens in Ostpreußen und Östereich. Das Hessische Geschlecht spielte von allen Knoblauchs die größte Rolle in der deutschen Geschichte.
Die Havelländischen Knoblauchs waren keine reiche Familie. Manche ihrer Besitzungen waren kleiner als die Bauerngüter in dem Ort, in dem sie ansässig waren. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt als Offiziere in Preußen oder anderen deutschen bzw. ausländischen Armeen. Unter Hitler waren zwei Angehörige der Familie hohe SS-Offiziere. Nach 1945 wurde der größte Teil der Familie in Hessen ansässig. Nach Meinung des Enkels des letzten Besitzers von Buschow, der gegenwärtig in Potsdam lebt, liegt der Ursprung der Familie in Hessen. Geht man davon aus, dass durch Albrecht den Bären west- und auch süddeutsche Adlige in der Mark angesiedelt wurden ist der Gedanke nicht so abwegig. Abweichend von den Wappen der übrigen Knoblauchs sind auf dem Wappenschild der Märkischen Knoblauchs drei Knoblauchzehen und auf dem Helm eine Knoblauchzehe gezeichnet.
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